Ausstellung Lausitzer Momente
auf der Schloßwiese vom 15.08 – 30.10.2022
die Ausstellung ist frei zugänglich, Eintritt frei
Der Ausstellungsort – die Schlosswiese
Schloss Lieberose : 2022 an einen Investor verkauft. Aus einer Wasserburg des 14. Jahrhunderts entstand nach dem Stadtbrand von 1657 und in der Mitte des 18. Jahrhunderts eine barocke Vierflügelanlage. Das Stammhaus der Familie von der Schulenburg diente auch als Quartier des Landesherrn, des Kurfürsten von Sachsen und Königs von Polen.
Das Wirtschaftsgebäude (Darre) gehört zum Schlossensemble Lieberose. Von 1519 bis 1945 residierte hier die Grafenfamilie von Schulenburg, zu deren Herrschaftsgebiet riesige Waldflächen gehörten. Eine Einnahmequelle des gräflichen Geschlechts war daher die Produktion und der Verkauf von Kiefernsamen. Um diese effizienter zu produzieren, wurde die Darre als Trocknungs- und Gewinnungsanlage errichtet.
Bei der Sanierung wurde die noch vorhandene Technik restauriert. Das Museum beherbergt außerdem in den oberen Etagen Abteilungen über die Stadt- und Schlossgeschichte, aber auch über die Forsthistorie in diesem Gebiet.
Zur Eröffnung der Ausstellung Worte von Gabriele Muschter
Besondere Verdienste am Zustandekommen der Ausstellung hat Herbert Schirmer, der seit Jahrzehnten hier wirkt und lebt und schon viele kulturelle Ereignisse ins Leben gerufen und maßgeblich vorangebracht hat. Der Dritte im Bunde ist Uwe Warnke, ein ebenfalls sehr verdienstvoller Mensch, der als Verleger und Kurator in Berlin arbeitet, Eigentümer eines Verlages ist und nach wie vor die Künstlerzeitschrift „Entwerter/Oder“ herausgibt. Wir – alle drei – also Herbert Schirmer, Gabriele Muschter und Uwe Warnke sind die Initiatoren der 1. Lausitzer Fototage, die vom 15. – 21. September in Lieberose stattfinden werden. Die Ausstellung ist eine Art Pilotprojekt dazu.
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Das alles aber wäre ohne die Unterstützung des Landkreises Dahme-Spreewald und der KLUTURSTIFTUNG HAUS EUROPA nicht möglich gewesen. Zu nennen ist vor allem noch Holger Wieloch, Druck und Verlag aus Lübben, der die Gestaltung und Herstellung der Planen verantwortet und die technische Bereitstellung der Bauzäune einschließlich des Aufbaus der Ausstellung gemanagt hat. Zu danken ist auch dem Schlossherrn, Dr. Thomas Pahlitzsch, der uns kostenlos die Schlosswiese als Ort der Ausstellung zur Verfügung gestellt hat.
Und nicht zuletzt danken wir der Fotografin Christina Glanz aus Oranienburg und den Fotografen Peter Arend aus Doberburg, Jürgen Matschie aus Bautzen, Alexander Janetzko aus Cottbus/Berlin, Thomas Kläber aus Cottbus und Georg Krause aus Berlin, die ihre Bilder aus der Lausitz zur Verfügung gestellt haben.
Eingehenderes zur Ausstellung lesen Sie bitte im Text von Herbert Schirmer.
Zu den bevorstehenden 1. Lausitzer Fototagen : Eingeladen sind insgesamt 10 Fotografinnen und Fotografen, von denen 5 schon sehr bekannt sind (z.B. Loredana Nemes, Matthias Leupold, Kurt Buchwald oder Thomas Kläber, Kai Olaf Hesse) – die genannten 5 sollten je eine/n junge/n Fotografin/Fotografen einladen/mitbringen, den/die sie persönlich für besonders begabt halten. Das ist auch geschehen. Insgesamt nehmen dann 10 gleichberechtigte Personen an dem Symposion teil. Alles weitere siehe bei Symposion.
Laudatio zur Ausstellung von Herbert Schirmer
Den Fokus der neuen Ausstellung bilden die Transformationsprozesse in jüngster Zeit, ihre Einflüsse auf die Landschaftsfotografie und die Auseinandersetzung mit dem Menschenbild. In den in Lieberose gezeigten Bildern geht es um Bindung an bestimmte Landschaften und Orte im ehemals zweitgrößten Braunkohlerevier Deutschlands, an Lebensräume und Zeiten sowie die durch Industrialisierung bzw. De-Industrialisierung verursachten Entwurzelung vieler Lausitzer und deren neuerliche Sinnsuche.
weiterlesen Anmerkungen zu den Fotografen
zu Peter Arend :
Der 1953 in Lieberose geborene und heute in Doberburg lebende Peter Arend schafft an einem fotografischen Werk, das geprägt ist von der sich wandelnden Lausitz. Auf recht hintergründige Weise behandelt er das Thema der Veränderungen, wohl darauf bedacht, die Fotografie als Medium des Innehaltens zur beschleunigten Gegenwart zu nutzen, wofür die feinfühlige Wahrnehmung der Welt die beste Voraussetzung darstellt. Über sich selbst sagt er, dass er die Welt aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, dass das Motiv für sich sprechen soll und dass das Alltägliche zu etwas Besonderem werden kann. Ohne dabei in nostalgische Sehnsuchtsbilder zu verfallen, kolportiert er die Romantik der Landschaft durch die Einlassungen der urbanen Moderne.
zu Christina Glanz :
Mehr Empathie, mehr an Achtung vor Menschen in extremen Situationen, als es in den Bildern von Christina Glanz erkennbar wird, ist kaum vorstellbar. Mit scharfer Beobachtungsgabe, Einfühlungsvermögen und ausgeprägtem Sinn für das Eingebunden sein eines jeden Menschen in sein soziales und kulturelles Milieu hat sie über Jahre in der Kokerei Lauchhammer gearbeitet, hat in Abständen Kohlebandarbeiterinnen, Kraftwerker und Brikettierer fotografiert. Zu sehen sind mit Kohlestaub verschmierte Arbeiter*innengesichter, die gerade noch von Stolz und Selbstbewusstsein auf die eigene Kraft und das Geleistete geprägt waren und die nun, mit dem Entlassungsbrief in der Hand, Spuren von Verunsicherung, von Angst und Hoffnungslosigkeit tragen. Frei von jeder nur möglichen Sentimentalität, gibt Glanz die eigene Betroffenheit an den Betrachter weiter.
zu Georg Krause :
Auch Georg Krauses fotografische Arbeit wird von einem unmittelbaren Interesse am Menschen und der Wahrung menschlicher Integrität bestimmt. Das hat er nicht nur 2006 mit sage und schreibe 300 Porträts der »Eisernen Menschen«, den Fußballfans von Union Berlin unter Beweis gestellt. Der in Herrnhut 1956 geborene Menschenfotograf sucht die zähe, ganz nach Innen gerichtete, beobachtende Auseinandersetzung, die harte Serienarbeit, in der sich in der Einheit ihrer Bestandteile soziales Engagement, bildhaftes Denken und formale Konsequenz zum fotografischen Bild verdichten. Zwischen Dokumentation und Inszenierung verlässt er sich ganz auf die ungespreizte Darstellung, auf lakonische Dichte und den gemeinsamen Erfahrungsraum, den er mit den Kandidaten vor der Kamera teilt.
zu Thomas Kläber :
Um alltägliche Realität geht es dann auch dem 1955 in Beyern bei Herzberg geborenen Thomas Kläber, der auf ein reiches fotografisches Werk verweisen kann, in dem Zeitgeist, gesellschaftlicher Wandel und im weitesten Sinne auch politische Handlungsräume als Themen bedeutsam sind. Kläber lässt nur drei Kriterien der künstlerischen Arbeit gelten : Intensität, Professionalität und Qualität. Mit ausgeprägtem Gespür für den jeweiligen Ort, lässt er die Besonderheiten eher beiläufig aus dem Allgemeinen hervor treten. Während er durch kompositorische Mittel Raum bildend eingreift, das Schöne wie das Banale gleichermaßen betont, gibt er Kunde vom materiellen Zustand eines Ortes und der mentalen Verfasstheit seiner Bewohner.
zu Alexander Janetzko :
Der jüngste Aussteller ist der 1981 in Altdöbern geborene Alexander Janetzko, der 2014 den Nachwuchsförderpreis des MWFK erhielt. Die damalige Kulturministerin Sabine Kunst betonte in ihrer Laudatio, Zitat : „Alexander Janetzko kann trotz seiner jungen Jahre bereits auf ein beachtliches Werk verweisen. Er hat Projekte in New York, Israel und Uganda realisiert, und gemeinsam mit anderen Künstlern ist ein beeindruckendes Buchprojekt über ehemalige Außenlager des KZ Ravensbrück entstanden. Schon während seines Fotografiestudiums an der Berliner Ostkreuzschule hat er sich intensiv mit seiner Heimat, der Lausitz, auseinandergesetzt und so den großartigen Fotoessay ‚Streusand – ich komme aus‘ über Land und Leute geschaffen, von dem wir Teile hier auf der Schlosswiese zeigen.
zu Jürgen Matschie :
Die Oberlausitz ist sein großes Thema. Der 1953 in Bautzen geborene und in einem deutsch-sorbischen Elternhaus aufgewachsene Jürgen Matschie betont mit seinen Bildern durchaus die Eigenheit der zweisprachigen Heimat-Region, zugleich geht es ihm aber darum zu zeigen, dass nach 1990 in der Lausitz vieles nicht anders verlaufen ist als in anderen Landesteilen Ostdeutschlands. Dank ihres Verankertsein in die besten Traditionen der sozial-dokumentarischen Fotografie gewinnen Matschies Bilder ihre Wirkkraft vor allem auch daraus, dass sie nichts beschönigen, sondern unverstellt zeigen, was ist und was war. Eine bessere Überleitung zu dem Satz : Die Ausstellung ist eröffnet, konnte ich nicht finden.
Lieberose, 14. August 2022, Herbert Schirmer. Laudatio zur Eröffnung der Fotografie-Ausstellung LAUSITZER MOMENTE in Lieberose
Peter Arend
Mit der Wahl eigenwilliger Bildausschnitte macht Peter Arend deutlich, dass ihm weniger an der Erkennbarkeit der Räume und Bewegungen gelegen ist, als an deren bildgemäßer Gestalt. Diese realisiert er über Reduktion, die langsames intensives Sehen voraussetzt und die zwischen Stille und Bewegung den Faktor Zeit und damit Vergänglichkeit alles Seienden einbindet.
www.spielmitraum.de
in Lieberose geboren, lebt in Lieberose, OT Doberburg
Holzgestalter, Diplom Ingenieur-Konstrukteur, Fotograf
Christina Glanz
Das Motiv der Industrietüren begleitet Christina Glanz seit ihrem Langzeitprojekt zu Beginn der 1990er Jahre in der Niederlausitz, in dem sie den Abbau der dortigen Kohle-/Stahlindustrie, besonders in Lauchhammer, fotografisch dokumentiert hat. Dabei hat sie einmal Porträts der bislang dort Beschäftigten angefertigt, war aber auch gleichzeitig von der Ästhetik der verschwindenden Industriebauten fasziniert.
www.christinaglanz.de
1946 geboren in Küllstedt/Eichsfeld, lebt in Oranienburg b. Berlin
1966–1972 Architekturstudium an der Technischen Universität Dresden
und an der Kunsthochschule Berlin
1976 Einstieg in die Fotografie
Alexander Janetzko
Meine Herangehensweise ist, mir im wahren Sinne des Wortes ein Bild von der Welt zu machen bzw. das Bildermachen zu nutzen, um gesellschaftliche Gegebenheiten zu erkunden und eine Haltung dazu zu finden. So sehe ich auch das bewegte Bild als Möglichkeit sich einer Sache konzentriert zu nähern und als wunderbare Form, sich mitzuteilen.
www.alexanderjanetzko.de
1981 geboren in Altdöbern, lebt in Berlin
2005–2008 Studium an der Ostkreuzschule für Fotografie Berlin
Thomas Kläber
Seine ersten Erfahrungen im Umgang mit Fotografie machte er mit 12 Jahren im Dorf Beyern im südbrandenburgischen Landkreis Elbe-Elster. Die Arbeits- und Alltagswelt des Dorfes und das vertraute Milieu des elterlichen Bauernhofes sind Themen, die er aus eigener Anschauung kennt und deren Besonderheiten er seitdem immer wieder nachspürt.
www.thomas-klaeber.de
1955 in Beyern geboren lebt heute in Kollkwitz
1976–1981 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB)
1981 Abschluss als Diplom-Fotografiker
1981–1983 Zusatzstudium an der HGB Leipzig bei Professor Helfried Strauß
seit 1983 freiberuflich tätig
Mitglied im Brandenburgischen Verband Bildender Künstler und
der Deutschen Gesellschaft für Fotografie (DGPh)
Georg Krause
Ich sehe das Bild entstehen, Sekundenbruchteile verweilen, um wieder zu zerfallen.
Die Seele ist immer im Spiel. Die Bilder sind in mir. Nun muss ich mich nur dahin begeben, wo sie mit größter Wahrscheinlichkeit stattfinden
www.georg-krause.de
1956 geboren in Herrnhut, lebt in Berlin
1978 – 83 Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Jürgen Matschie
Die Oberlausitz ist sein großes Thema. Jürgen Matschie betont mit seinen Bildern durchaus die Eigenheit der zweisprachigen Heimat-Region, zugleich geht es ihm aber darum zu zeigen, dass nach 1990 in der Lausitz vieles nicht anders verlaufen ist als in anderen Landesteilen Ostdeutschlands. Dank ihres Verankertsein in die besten Traditionen der sozial-dokumentarischen Fotografie gewinnen Matschies Bilder ihre Wirkkraft vor allem auch daraus, dass sie nichts beschönigen, sondern unverstellt zeigen, was ist und was war.
1953 in Bautzen geboren in einem deutsch-sorbischen Elternhaus in Spreewiese nördlich von Bautzen aufgewachsen, lebt und arbeitet in Bautzen
1969–1979 Lehre als Werkzeugmacher, Ingenieurstudium, Technologe in Görlitz
1979–1987 sorbische Kulturarbeit in Bautzen
1983–1986 Fotografiefernstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
seit 1988 freiberuflich als Fotografiker
1990 Kunstpreis der Domowina
1996 Berufung in die Deutsche Gesellschaft für Photographie, Köln
2000 Kunstpreis der Oberlausitz
Mitglied im Bundesverband bildender Künstler – Sächsischer Künstlerbund e.V.
Mitglied der ASA-Gruppe Fotografie